Oskar Sala:


 

Oskar Sala wurde am 18. Juli 1910 in Greiz (Thüringen) geboren.
Er war in seiner Jugend ein begabter Pianist und stand 1927 zum ersten Mal als Solist mit dem 2. Klavierkonzert von Beethoven in Greiz auf der Bühne des Tivoli-Theaters. Nach bestandenem Abitur ging er nach Berlin um 1929 bei Paul Hindemith Komposition zu studieren. Paul Hindemith war es auch der Oskar Sala mit Dr. Ing. Friedrich Trautwein bekannt machte, der "unterm Dach" in der Rundfunkversuchsstelle erste vorführbare Vorstudien für ein elektronisches Musikinstrument konstruiert hatte. Sala war sofort von dem neuen Instrument mit dem seltsamen Manual fasziniert, ganz im Gegensatz zu seinen Kommilitonen. So bot Sala seine Hilfe an und Trautwein willigte ein.

Foto: © Birgit Hoffmann / TIP
 

 

Von nun an war Oskar Sala maßgebend mit Entwicklung und Bau des Trautoniums verbunden. Zunächst bauten Sala, Trautwein und ein technischer Helfer drei Instrumente, die sich Hindemith für eine neue Komposition gewünsch hatte. Am 20.Juni 1930 war es dann soweit. Das erste elektronische Konzert mit einem Vortrag von Trautwein, Klangbeispielen an Salas Instrument und mit der Uraufführung der "Sieben Triostücke" von Paul Hindemith fand im großen Konzertsaal der Berliner Musikhochschule statt. Hindemith spielte die Oberstimme, der Klavierprofessor Rudolf Schmidt die Baßstimme und Oskar Sala wurde die Mittelstimme anvertraut. Diese Stücke wurden 1977 von Herrn Sala im Playbackverfahren für Plattenaufnahmen neu eingespielt und sind 1998 im Erdenklang Musikverlag neu auf CD aufgelegt worden.

Gemeinsam mit Trautwein verfeinerte Sala Technik und Klang des Instruments. Es gelang ihnen die natürliche Vokalerzeugung auf elektronischem Wege zu imitieren. Damit hatten die Erfinder Klangfarben zur Verfügung. Wie ernst Oskar Sala dieses Instrument nahm, mag die Tatsache verdeutlichen, dass Sala eigens für diesen Zweck von 1932 - 1936 Naturwissenschaften an der Universität Berlin studierte. 1933 entwickelte Sala für Telefunken das Volkstrautonium, von dem immerhin ca. 80 bis 100 gebaut wurden, bis die Fabrikanlagen für 'wichtigere' Dinge gebraucht wurden. Für dieses Instrument schrieb Sala auch die 'Trautoniumschule', die sich sowohl mit der Inbetriebnahme, als auch mit der grundsätzlichen Spieltechnik befasste.

1935 folgte das Rundfunktrautonium, 1938 das Konzerttrautonium, mit dem er mehrere Konzertreisen ins europäische Ausland unternahm.
Nach dem Krieg, dem Oskar Sala an der russischen Front nur knapp entkam, machte er sich selbstständig und konstruierte von 1949 bis 1953 das Mixturtrautonium. Er erfindet eine neue elektronische Schaltung und bekommt dafür Patente in USA, Frankreich und Deutschland.


studio salaSeit 1953 komponierte Sala für das Mixturtrautonium, und richtete 1958 in Berlin sein eigenes Studio ein.
Hier vertonte er Kultur-, Industrie- und Spielfilme. Der Höhepunkt ist sicherlich die Vertonung der Vogelstimmen in Alfred Hitchcocks 'Die Vögel (The Birds)' 1962. Allerdings schien ihm persönlich der Gewinn des Grand Prix in Rouen 1960 genau soviel zu bedeuten. Hierbei handelte es sich um die Vertonung eines Mannesmann Dokumentarfilmes 'Stahl, Thema mit Variationen', der sich doch in der Machart stark von damaligen Filmen unterschied.
Wie bei allem hatte Sala sich auch hier eine unglaubliche Perfektion erarbeitet, indem er den Ton direkt zum Bild synchronisiert hat - sprich: der Filmproduzent bekam ein fertiges Produkt. Was sich schnell herumsprach, und ihm einige Aufträge bescherte. Es folgten Filmmusiken für die NASA, für die 'Edgar Wallace'-Reihe und noch vieles mehr. Er erhielt dafür viele Auszeichnungen, darunter 1987 das Filmband in Gold.

Ein großer Nachteil des immer komplexer werdenden Mixturtrautoniums war, dass es nicht mehr transportabel war. Also gab es auch keine Konzerte mehr. Öffentliche Auftritte beschränkten sich auf Film- und Tonvorführungen, sowie Vorträge.
Bei einem dieser Vorträge Anfang der 80'er Jahre waren im Auditorium 3 Professoren der damaligen Fachhochschule der Deutschen Bundespost Berlin anwesend, wo der Studiengang Nachrichtentechnik unterrichtet wurde (für die Jüngeren: die Telekom war bis ca. 1990 Teil der DBP). Diese 3 Professoren - Hans-Jörg Borowicz, Dietmar Rudolph und Helmut Zahn - waren von Herrn Sala und dem Instrument so angetan, dass sie ihm anboten das Gerät (im Rahmen von Diplomarbeiten) nach seinen Wünschen mit Mikroelektronik nachzubauen.

Es dauerte allerdings bis 1988, bis Herr Sala mit dem neuen 'Mixturtrautonium nach Oskar Sala' nicht nur zufrieden war, sondern auch erkannte, dass es seinem Röhrentrautonium in vielem überlegen war. Und so trat Herr Sala am 18. August 1988 in der Kongresshalle zum ersten mal nach 30 Jahren wieder öffentlich mit Trautonium auf. Ein Jahr später folgte ein Auftritt bei der Berliner Funkausstellung. Dieser Auftritt wurde damals vom SFB-Radio ausgestrahlt. Bis zu seinem Tod schlossen sich eine Vielzahl von Konzerten und Auftritten an.

 

Foto: © Cristina Damasceno / Zitty
 

 

 

Oskar Sala starb am Dienstagabend dem 26.02.2002 im Alter von 91 Jahren in Berlin


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